Gestern habe ich in meinem ersten Teil über die Region Graubünden bereits einiges berichtet. Wir waren bei Andreas Caminada auf Schloss Schauenstein in der “kleinsten Stadt der Welt” in Fürstenau. Wir haben bei der Capuns-Meisterin Andreetta Schwarz gelernt, wie man dieses typische Bündner Mangold-Gericht zubereitet. In der Dorf-Sennerei von Andeer hat uns Martin (Floh) Biernath gezeigt, wie er fantastischen Käse macht. Und ich habe euch über die Altstadt-Häppchen-Tour durch den Hauptort des Kantons Graubünden, Chur, berichtet. Heute dreht sich alles um Abenteuer mit der Eisenbahn und dem Postauto “Poschti”, Schweizer Aperó, die berühmte Bergeller Kastanientorte und die größten und schönsten Kastanienwälder Europas. Lasst uns Graubünden weiter kulinarisch entdecken!
Mit dem Postauto und der Rhätischen Bahn Richtung Bergell in Graubünden
Am nächsten Morgen steigen wir wieder ins Postauto. Ich werde es in all der Zeit nicht schaffen direkt beim ersten Mal nicht Postbus zu sagen. Ja, es ist ein Bus. Irgendwann mache ich es wie die Schweizer und nenne das Postauto nur noch den (oder auch das) “Poschti”. Das Netz hier ist hervorragend ausgebaut und selbst die kleinen Orte sind sehr gut angebunden. Dazu gibt es für Touristen attraktive Preise, wenn man eine Mehrtageskarte kauft. Der Poschti fährt uns bis nach Thusis, von hier geht es mit der Bahn weiter. Aber nicht mit irgendeinem schnöden Zug. Sondern mit der Rhätischen Bahn mit dem Bernina Express bis nach St. Moritz.
Diese Route ist als Albulabahn bekannt und seit 2008 UNESCO-Weltkulturerbe. Die Strecke führt neben beeindruckenden Tunnel- und Schleifenfahrten den Berg hinauf auch über das berühmte Landwasserviadukt bei Filisur. Das Viadukt ist ebenfalls ein UNESCO-Weltkulturerbe. Knapp eine halbe Minute hat man hier auf dem 136 Meter langen Viadukt Zeit für so ein gigantisches Foto, das man sonst nur in Eisenbahnbildbänden findet. Wählt dafür unbedingt eines der hinteren Abteile und setzt euch in Fahrtrichtung rechts ans Fenster. Das sollte sich natürlich bestenfalls öffnen lassen, damit ihr die Kurve, die der Zug über das Viadukt mit 65 Metern Höhe fährt, auch fotografieren könnt. Der Zugführer bremst hier extra ab und meldet, wenn es soweit ist und man das Viadukt sieht.
Nach dem Umsteigen von der Zugfahrt in den nächsten “Poschti” in St. Moritz, liegt unser nächster Halt kurz vor der italienischen Grenze in Vicosoprano. Wir befinden uns jetzt am südwestlichen Zipfel von Graubünden im Bergell oder auch Val Bregaglia.
Aperó in der Casa Pontisella in Stampa
Kein Schweiz-Besuch ohne typischen Aperó. Hier gibt es nicht nur einen köstlichen Aperitif zur Einstimmung in den Abend. Sondern auch etwas zu Essen und Knabbern. Wir besuchen dafür die Casa Pontisella in Stampa, eine ehemalige Villa, die heute zu einem entzückenden Bed & Breakfast umgebaut wurde. Hier finden außerdem Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Auch eine Übernachtung stelle ich mir hier wunderbar vor – jedes Zimmer ist individuell eingerichtet und so gemütlich! Auch im Garten kann man wunderbar relaxen und den Blick durch die Berge schweifen lassen.
Pontisella Bed & Breakfast
Strada Cantonale 86
CH-7605 Stampa / Bregaglia
http://www.pontisella-stampa.ch/
Abendessen in der La Stala Bistro d’Arte
In einem urigen, gemütlich und modern umgebauten Bergeller Stall in der La Stala Bistro d’Arte genießen wir lokale Spezialitäten, guten Wein und schöne Kunst an den Wänden.
La Stala Bistro d’Arte
Coltura
CH-7605 Stampa
Kastanientorte und Kastanienbrot backen in der Panetteria Pasticceria Gonzalez in Vicosoprano
Wir starten wieder in einer Bäckerei – Brot und Kuchen, da sind wir doch sofort dabei!. Heute dreht sich hier alles rund um das Thema Kastanien bzw. Maronen (Maroni). Patric Gonzalez und sein Vater betreiben hier die örtliche Backstube und sind bekannt für ihr Kastaniengebäck.
Und so bereiten wir die berühmte Bergeller Kastanientorte zu, lernen Mürbeteigausrollen in Perfektion und wie man die Füllung mit allerlei Kastanienelementen zubereitet. Außerdem backen wir Kastanienbrot aus den geräucherten Maroni aus der Region Bergell. Wer hier vorbei kommt, sollte sich unbedingt mit Kastanientorte und Walnusstorte eindecken. Sie sind prima Mitbringsel und eine Weile gut haltbar. Auch die geräucherten und zu Mehl vermahlenen Maroni kann man hier kaufen, um sie zu Hause zu verarbeiten.
Panetteria Pasticceria Gonzalez
Strada principale
CH-7603 Vicosoprano
https://www.instagram.com/pasticceriagonzalez/
Hotel Villa Garbald in Castasegna/Bergell
Unsere Unterkunft für die Nacht liegt in Castasegna an der italienischen Grenze. Und wenn ich sage “an der Grenze”, meine ich das auch so. Italien liegt 10 Meter von der Bushaltestelle entfernt. Der große Vorteil dadurch ist: Mein Telefon verbindet sich mit dem italienischen Netz und ich kann das Roaming nutzen. In der Schweiz ist das leider in meinem Tarif unverschämt teuer.
Die Villa Garbald ist ein Seminarzentrum für Workshops und Retreats mit eigenen Zimmern, die alle herrlich minimalistisch eingerichtet sind. Mir haben die Schlichtheit und das ganze Konzept unheimlich gut gefallen. Inklusive des fantastischen Frühstücks und des wunderschönen Gartens. Von hier kann man herrliche Wanderungen unternehmen und den bezaubernden Ort Castasegna zu Fuß erkunden.
Villa Garbald
Via Principale 9
CH-7608 Castasegna
www.garbald.ch
Die Kastanienselven im Bergell
Hinter unserer Unterkunft und oberhalb von Castasegna bis zu einer Höhe von höchstens 850 Metern liegen die Kastanienselven. Das sind riesige Kastanienhaine, die zu den größten – und auch schönsten – in ganz Europa zählen. Jetzt im Oktober findet die Kastanienernte der Esskastanien statt. Die Ernte erfolgt noch genauso traditionell wie früher und beinhaltet viel Handarbeit. In den Kastanienwäldern stehen überall kleine süße Häuschen, die so genannten Cascinas. In diesen Trocknungshäuschen werden die Kastanien, nachdem sie von den Bäumen gefallen sind, getrocknet und über offenem Feuer geräuchert. Um dann zu Mehl oder Bier verarbeitet zu werden, kandiert oder vermahlen zu werden. Wir lernen außerdem den Unterschied zwischen Maronen und Esskastanien kennen, der in der Form liegt: Das untere Ende ist bei Maronen eher eckig, bei Kastanien rund.
Jetzt im Herbst gibt es außerdem die Möglichkeit Wanderungen durch die Kastanienselven zu machen und dabei regionale Spezialitäten zu probieren. Der Tourismusverband hat dafür einen eigenen Plan ausgearbeitet und so isst und trinkt man sich durch die Wanderung. Das war eine ganz wunderbare Erfahrung. Neben Honig, Käse, Wurst und natürlich allerlei aus Kastanien, trifft man hier auch wieder auf die bekannten Bündner Spezialitäten wie zum Beispiel Pizzoccheri. Noch bis Ende Oktober geht das Kastanienfestival dieses Jahr, allerdings natürlich in etwas abgespeckter Version. Hier gibt es alle Infos zum Kastanienfestival 2020.
Bregaglia Engadin Turismo
Strada cantonale 140
CH-7605 Stampa
https://www.bregaglia.ch
Noch mehr über die Kastanienwälder in Graubünden
S-Küche: KASTANIENTORTE AUS GRAUBÜNDEN – BEGEGNUNGEN MIT MARONI IM KASTANIENWALD
Magsfrisch: Kapriolen für Kastanien & ein Reisetipp
Magsfrisch: Kastanienfestival
Princess.ch: Kastanienkuchen aus dem Bergell und ein Reisetipp
Dinner um Acht: GRAUBÜNDEN – TIPPS FÜR EINE KULINARISCHE HERBSTREISE MIT VIELEN MARONEN, CAPUNS UND PIZZOCCHERI
Ich wurde von Graubünden Ferien, Viamala Tourismus, Bregaglia Tourimus, Chur Tourismus und der Casa Caminada zu dieser Reise eingeladen. Vielen Dank dafür!
2 Kommentare
Holle
9. Oktober 2020 um 22:17Wunderschöne Landschaften, wunderschöne Fotos und wieder so ein gelungener Reisebericht. Ich bin begeistert!
Maja
10. Oktober 2020 um 14:11Vielen lieben Dank!